Nordamerikanische und andere Flusskrebsarten

Kamberkrebs (Orconectes limosus)

Der ursprünglich aus Nordamerika stammende Kamberkrebs kommt in den großen Flüssen aber auch Seen Westrusslands, Frankreichs und Deutschland vor. Hauptverbreitungsgebiet in Baden-Württemberg ist der Rhein und der Neckar. In einige Seen wurde der Kamberkrebs eingesetzt.

Der Kamberkrebs erreicht eine Körperlänge von bis zu 10 cm und weist eine hell- bis mittelbraune Färbung auf. Auffällig sind die dunkelbraunen Querstreifen auf jedem Schwanzsegment und eine ungeteilte Leiste hinter dem Auge. Dornen an Nackenfurche und an der Seite des Kopfes.

Geringe Ansprüche an sein Wohngewässer stellend erträgt diese Spezies hohe Temperaturen,    Sauerstoffmangel und Gewässerverschmutzung. Gräbt im Gegensatz zu den meisten anderen Arten keine Höhlen sondern versteckt sich auch im Schlamm und ist auch tagsüber aktiv. Es sind sehr hohe Bestandsdichten bekannt.

Signalkrebs (Pacifastacus leniusculus)

Punktuell in ganz Europa vorkommend. Dies ist vermutlich auf Besatz und auf entkommene bzw. freigesetzte Tiere aus dem Aquarien- und Speisekrebsmarkt zurückzuführen.

Mit einer Körperlänge von mehr als 15 cm ähnelt der Signalkrebs dem Edelkrebs. Seine Körperfärbung ist meist jedoch heller und sein Panzer nahezu unbedornt. Das auffälligste und namensgebende Merkmal ist jedoch der weiße bis türkisfarbene Fleck beim Scherengelenk.
Seine Schnell- und Großwüchsigkeit führte zu einer Bedeutung auf dem Speisekrebsmarkt. In den sechziger und siebziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts fand er häufig Einzug in Krebszuchtanlagen Europas, als Ersatz für die von der Krebspest stark dezimierten Edelkrebsbestände. Auch im Aquarienhandel wurde er in den letzten Jahren zunehmend angeboten.
Ähnliche Lebensraumansprüche wie der Edelkrebs jedoch noch toleranter gegenüber der Temperatur und schlammigen Grund von Gewässern.

Roter Amerikanischer Sumpfkrebs (Procambarus clarkii)

Vorwiegend in Spanien und Frankreich. In Deutschland und der Schweiz bisher nur vereinzelt vorkommend.

Aufgrund der charakteristischen dunkel- bis schwarzroten Färbung und den mit leuchtend roten Dornen besetzten langen Scheren sind die Amerikanischen Sumpfkrebse leicht von allen heimischen Arten zu unterscheiden. Körperlänge bis zu 12 cm. Jungtiere oft unscheinbar grau gefärbt.
Der Rote Sumpfkrebs beherrscht den Weltmarkt der Speisekrebse. Hauptproduzenten sind die USA und China. Bei uns werden die Tiere vor allem wegen ihrer Färbung im Aquarienhandel unter Phantasienamen wie "Süßwasserhummer" oder "Florida-Lobster" u.ä. angeboten.
Sein Lebensrefugium reicht von feuchten Wiesen über Sümpfe bis zu Flüssen, Teichen und Seen. Kann Trockenperioden in meterlangen verzweigten selbstgegrabenen Wohnröhren überdauern.   Diese Grabtätigkeit richtet im Gewässerumfeld enorme Schäden an. Zudem hat er eine starke Ausbreitungsgeschwindigkeit.

Kalikokrebs (Orconectes immunis)

Kalikokrebs verdrängt derzeit den Kamberkrebs im Rhein. Dies lässt auf eine große Toleranz gegenüber den Lebensraumfaktoren und auf ein großes Durchsetzungsvermögen schließen.

Galizier- oder Sumpfkrebs (Astacus leptodactylus

In Osteuropa, Vorder- und Mittelasien vorkommend. Nach Deutschland wurde er überwiegend aus der Türkei als Speisekrebse importiert. Er galt fälschlicherweise als immun gegen die Krebspest und wurde in etliche Gewässer als Ersatz für den Edelkrebs eingesetzt. Viele Galizierkrebsbestände fielen wie zuvor die Edelkrebse der Krebspest zum Opfer.
Körperlänge von bis zu 18 cm ohne Scheren. Der stark bedornte Körper hat eine hellgelb bis gelbbraune Färbung. Schmale, lange und unge- buchtete Scheren und zweigeteilte Leiste hinter dem Auge. Der Galizierkrebs ist ein bedeutender Speisekrebs. Hauptlieferant ist die Türkei.
Im Vergleich zum Edelkrebs kann der Galizische Sumpfkrebs auch in sumpfigen Gewässern leben und seine Widerstandsfähigkeit gegen organische Belastung und Sauerstoffmangel ist besser. Er ist lebhafter und geht auch tagsüber auf Nahrungssuche.

Krebspest

Bei der Krebspest handelt es sich um eine seuchenartig verlaufende Infektionskrankheit deren Auslöser der Wasserpilz Aphanomyces astaci ist. Der Erreger wurde Ende des 19. Jahrhunderts von Nordamerika vermutlich mit infizierten amerikanischen Flusskrebsen nach Europa verschleppt. Sehr anfällig sind alle in Europa heimischen Flusskrebsarten. Der Kontakt mit dem Pilz führt unweigerlich zum Tod und in der Regel zur Auslöschung des gesamten Bestandes. Alle eingeschleppten amerikanischen Flusskrebse sind potenzielle Krebspestübertrager. Wird ein nordamerikanischer Krebs infiziert, so dringt der Pilz in der Regel nur in die äußere Hautschicht des Krebses ein und wird dort mit dem Farbstoff Melanin umlagert. Dies verhindert ein weiteres Wachstum des Pilzes. Der Pilz besiedelt also den Krebs, schädigt ihn aber kaum. Der Abwehrmechanismus der europäischen Krebsarten reicht dagegen nicht, um die schnelle Ausbreitung des Pilzes zu verhin- dern. Für andere Lebewesen ist der Erreger völlig harmlos.

Bei den empfänglichen Flusskrebsen, die mit Aphanomyces astaci infiziert wurden, werden frühestens einen Tag nach der Infektion Verhaltensauffälligkeiten beobachtet. Die Tiere zeigen Kratzbewegungen und sind tagaktiv. Bei einigen Krebsen werden Lähmungserscheinungen bis hin zum Verlust einzelner Gliedmaßen beobachtet. Vereinzelt wird an lebenden Tieren ein watteähnlicher Belag auf den Augen, an der weichen Haut der Gelenke oder der Bauchunterseite sichtbar.


Zunächst muss der Erreger, Aphanomyces astaci, im Gewässer sein. Dies geschieht beispielsweise durch das Aussetzen infizierter Krebse, am häufigsten dürften dies amerikanische Flusskrebse sein, die z. B. aus Aquarien freigesetzt werden. Flusskrebse häuten sich regelmäßig, die Häutungsperiode reicht vom Frühjahr bis in den Herbst. Bei der Häutung werden die Pilzherde mit der Haut ins Wasser abgestoßen. Eine weitere Quelle stellt das direkte Einbringen von Pilzsporen dar, die zum Beispiel von feuchtem Angelgerät, Gummistiefeln und anderen Ausrüstungsgegenständen, sowie über Transportwasser von Besatzfischen, aus anderen Krebsgewässern stammen. Die Erregersporen können auch ohne Krebse im feuchten Milieu mehrere Tage überleben und deshalb auf vielfache Weise übertragen werden. Die ausgekeimten Sporen des Pilzes Aphanomyces astaci bewegen sich mit Hilfe von Geißeln im Wasser. Sie werden von chemischen Substanzen des Krebses angelockt und suchen den neuen Wirt gezielt auf. Bevorzugte Invasionsstellen sind die weiche Haut an der Unterseite des Krebsschwanzes und der Gelenke, sowie die Augen.



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