Am 23. Juni begrüßte unser Exkursionsleiter Werner Goerlich um 11 Uhr die 16 Teilnehmer am Wanderparkplatz beim Breinsberg, südwestlich von Lonsingen auf der Albhochfläche. Von dort aus wanderten wir im Lonsinger Tal südwärts und dann durchs Degental bis zur Kläranlage an der Gächinger Lauter. Unterwegs hatte Werner Goerlich wieder spannende Naturphänomene und interessante Geschichten aus alten Zeiten parat.
Bereits nach wenigen hundert Metern trafen wir auf einen "Hungerbrunnen", eine Quelle in einer Senke, die nur in regenreichen Jahren Wasser führt und sonst trocken liegt. Dies ist ein typisches Karstphänomen: Wasser tritt nur aus, wenn alle Klüfte im Gestein mit Karstwasser gefüllt sind. In einer solchen Senke sinkt der Boden langsam immer weiter ab.
Nur wenige Meter vom Hauptweg entfernt steht an der "Hügelburg" eine Pimpernuss (Staphylea pinnata, Staphyleaceae) mit ihren gefiederten Blättern, die an Holunder erinnern. Ihre häutige Fruchthülle ist kugelförmig aufgeblasen. Den harten, erbsengroßen Samen hat man früher "überirdische Kräfte" zugeschrieben und sie als Perlen für Rosenkränze verwendet. Verbreitet ist die Pimpernuss im südöstlichen Europa, bei uns wurde sie häufig an Burgstellen gepflanzt.
Ganz in der Nähe zeigte uns Werner die Reste alter Köhlerplatten, wo aus Buchenholz Holzkohle hergestellt wurde. Über Jahrhunderte war die Köhlerei auf der Alb ein verbreitetes Gewerbe.
Der Weg führte uns dann vorbei an Franzosenkahlschlägen, die 1947 durchgeführt wurden. Die eingeschlagenen Fichtenstämme wurden als Reparationen für Kriegsschäden nach Frankreich gefahren. Die entstandenen Kahlflächen wurden ausgepflanzt, in einer vom Spätfrost regelmäßig heimgesuchten Mulde mit Fichten, auf der benachbarten Kuppe auch mit Lärchen, Douglasien und Buchen. Trotzdem entsteht der Eindruck, alles sei nur ein Fichtenbestand.
Bei der Kläranlage am Endes des Lonsinger Tals erreichten wir den tiefsten Punkt der Wanderung mit ca. 660 m ü NN. Dort entdeckten wir im hohen Gras einen Bergmolch (Triturus alpestris), erkennbar an seinem leuchtend orangeroten Bauch.
Danach ging es steil bergauf bis zum Waldrand, wo wir unser Vesper genossen. Dabei fanden wir eine erstaunlich große schwarze Schlupfwespe (Ichneumonidae) von etwa 3 cm Länge mit einem mindestens ebenso langen Legestachel.
Durch den Wald stiegen wir auf das Gipfelplateau des "Alten Hau", unterwegs zeigte sich am schattigen Wegrand ein weiteres großes Insekt, das noch so kalt und träge war, dass wir es gut fotografieren konnten (siehe Bild). Später konnten wir es als Keulhornblattwespe (Cimbicidae, Gattung Cimbex) identifizieren. Diese Hautflügler-Familie heißt so, weil die Enden der Fühler auffällig verdickt sind. Die bis zu 5 cm langen Larven der Gattung Cimbex fressen an den Blättern von Weiden, Pappeln oder anderen Laubbäumen, wo sie aufgrund ihrer grünen Färbung gut getarnt sind. Die Verpuppung findet im Boden statt.
Auf dem "Alten Hau" zeigte Werner uns die Reste von keltischen Hügelgräbern, die man aber nur erkennt, wenn man weiß, wo sie in etwa sind. Sie ragen nur noch relativ flach aus dem Boden, weil die Flächen früher als Acker dienten und mit dem Pflug bearbeitet wurden. Heute stocken dort meist Fichten. Die Gräber stießen bereits im 19. Jahrhundert auf das Interesse von Ausgräbern, die ihre Funde jedoch gleich ins Ausland verscherbelten.
In einer größeren Pfütze entdeckten wir mehrere Gelbbauchunken (Bombina variegata). Auch sie waren zunächst kaum zu entdecken, doch das änderte sich, sobald ihre gelb gefleckten Bauchseiten sichtbar wurden. Etwas weiter sonnte sich auf dem Weg ein Perlglanzspanner (Campaea margaritata, Geometridae), ein fast völlig weißer Schmetterling. Diese Art ist in Wäldern ziemlich häufig, ihre Larven fressen an verschiedenen Laubbäumen, auch an Buchen.
Vom alten Hau gingen wir durch die Feldflur in nordöstlicher Richtung bis zum Aussichtspunkt am Birkenhof, der auf ca. 830 m ü. NN liegt und von dem aus man bei sehr guter Sicht bis zu den Alpen sehen kann. Dies war uns jedoch leider nicht vergönnt.
Nach einer weiteren kurzen Pause führte uns der Weg nach Norden über den Guckenberg (855m) ins Auental. Vorbei am Skilift und am Upfinger Ried, einem Naturschutzgebiet, ging es durch die fast ebenen Felder nach Südwesten und westlich an Lonsingen vorbei. Einige Felder waren mit "Energiepflanzen" bepflanzt, die zur Erzeugung von Biogas dienen.
Nach über 16 km Wegstrecke und insgesamt ca. 238 m Steigungen erreichten wir gegen 17 Uhr wieder den Ausgangspunkt.