Unter der Leitung von Werner Goerlich, Förster i. R., bietet der BUND Kreisverband Reutlingen naturkundliche Wanderungen auf der Schwäbischen Alb im Frühling und Herbst an. Die Teilnehmer*innen erfahren nicht nur vieles über die Natur, sondern auch spannende Details über die Schwäbische Geschichte und Holzwirtschaft. Die folgenden Berichte und Fotos wurden von den Biologen Dr. Elisabeth Nübel-Reidelbach und Dr. Joachim Reidelbach verfasst.
Naturkundliche Wanderung
Am Sonntag, 12.Oktober, lädt der BUND Reutlingen zur naturkundlichen Herbstwanderung ein.
Start ist um 11 Uhr mit festem Schuhwerk und einem Rucksackvesper am Traifelberg-Parkplatz, oberhalb von Honau direkt an der B 312 am oberen Ende der Honauer Steige. Die Wanderstrecke führt um den Traifelberg herum an der Traufkante entlang bis zum Burgstein bei Holzelfingen und zurück. Die Streckenlänge (6 - 10 km) und der Streckenverlauf können je nach Wetter variiert werden.
Unter der Leitung von Forstdirektor i.R. Werner Goerlich und Joachim Reidelbach, Biologe, gibt es unterwegs Interessantes zu Natur und Geschichte zu erfahren.
Rückkehr ist zwischen 15 und 16 Uhr. Die Teilnahme ist frei, eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Frühjahrswanderung am 4. Mai 2025
Wandergruppe auf der Reuine Hohengenkingen
(Foto: Elisabeth Nübel-Reidelbach)
Bei sehr kühlem und regnerischem Wetter führten Werner Goerlich und Walter Glück eine kleine Gruppe von unverzagten Wanderern vom Parkplatz an der L230 östlich von Genkingen zur Ruine Hohengenkingen. Diese befindet sich auf einer der höchsten Erhebungen (861 m üNN) der näheren Umgebung. Wie viele andere Kuppen der „Kuppenalb“ hat auch sie ihren Ursprung in einem Schwammriff, das sich vor ca. 140 – 150 Mio. Jahren im damaligen Jurameer gebildet hatte. Nach einer kurzen Mittagspause am Grillplatz südlich des Gipfels besichtigten wir die Ruine, von der sehr wenig bekannt ist, weil es kaum schriftliche Quellen gibt. Im Rahmen einer privaten Initiative laufen hier seit einigen Jahren archäologische Untersuchungen in Zusammenarbeit mit der Universität Tübingen. Stürme hatten in den vergangenen Jahren einige große Bäume im Bereich der Ruine entwurzelt und dabei einige Mauerreste der Burg schwer beschädigt. Deshalb will man noch möglichst viele Befunde sichern und hat die Mauern mit modernen Vermessungs-Methoden erfasst. Teile des Burggrabens sind im Gelände erkennbar und die Hänge unterhalb der Ruine sind übersät mit stark bemoosten Steinen, die sehr wahrscheinlich von den Burgmauern stammen.
Wildschweinsuhle
(Foto: Elisabeth Nübel-Reidelbach)
Beim Abstieg von der Burg Richtung Süden konnte man an mehreren Stellen, auch im Wald, die Randböschungen der leicht terrassierten Äcker erkennen, die hier vor einigen Jahrhunderten bewirtschaftet wurden. Man kann davon ausgehen, dass in der Zeit der Nutzung der Burg der gesamte heute bewaldete Bergrücken mit Wiesen und Äckern bedeckt war, da man unter anderem für den Bau der Burg, zur Herstellung des Kalkmörtels aus gebranntem Kalk und zum Heizen der Burg sehr viel Holz verbraucht hat. Da auch die Äcker im Vergleich zu heute sehr niedrige Erträge lieferten, wurde viel Ackerfläche zur Ernährung der Bevölkerung gebraucht.
Mitten im Wald trafen wir auf eine Stelle mit offenem, durchwühlten Boden und mehreren Pfützen. In der Nähe war ein Hochsitz und damit war klar, dass der Jäger an dieser Suhle die Wildschweine beobachtet.
Die Felsen und Mauerreste der Burg stellen ein besonderes Habitat dar. Hier fanden wir die selten zu sehenden Arten:
| Behaarte Gänsekresse | Arabis hirsuta (Brassicaceae) |
| Vielblütige Weißwurz | Polygonatum multiflorum (Asparagaceae) |
| Dreinervige Nabelmiere | (Caryophyllaceae) Moeringia trinervia |
| Alpen-Johannisbeere (Grossulariaceae) | Ribes alpinum |
Unterwegs beschäftigten wir uns mit den Pflanzen am Wegesrand. Insgesamt waren über 40 blühende krautige Pflanzenarten zu entdecken. Botanische Besonderheiten waren:
| Vierblättrige Einbeere | Paris quadrifolia (Melanthiaceae) |
| Zweiblättrige Schattenblume | Maianthemum bifolia (Asparagaceae)sparagaceae) |
| Kleines Knabenkraut | Orchis morio (Orchidaceae) |
| Kleine Traubenhyazinthe | Muscari botryoides (Hyacinthaceae) |
Entlang der Halbtrockenrasen südwestlich des Bergrückens wanderten wir bis fast an den Golfplatz Sonnenbühl und vorbei an der „Fein-Hütte“, wo auch der frühere baden-württembergische Ministerpräsident und Bundeskanzler Kurt Georg Kiesinger immer wieder zu Gast gewesen sein soll. Von dort ging es durch den Wald zurück zum Parkplatz. Aufgrund der Osthanglage gibt es hier einige feuchte bis vernässte Stellen, die unter anderem besiedelt waren vom:
| Wechselblättrigen Milzkraut | Chrysosplenium alternifolium (Saxifragaceae) |
| Spring-Schaumkraut | Cardamine impatiens (Brassicaceae) |
| Wald-Schaumkraut | Cardamine flexuosa (Brassicaceae) |
| Wolliger Hahnenfuß | Ranunculus lanuginosus (Ranunculaceae) |
Nach ca. vier regnerischen Stunden mit einer Wanderstrecke von 6 km und 110 Höhenmetern machten wir uns mit regengetränkten Schuhen und Socken auf den Heimweg.
Interessante Pflanzen unterwegs:
Interessante Pflanzen unterwegs: