Naturkundliche Frühjahrswanderung am 23.4.2023
Aktuelle Veränderungen in den Wäldern über Honau prägten diese Wanderung, zu der sich 31 Teilnehmer mit unserem langjährigen Wanderführer Werner Goerlich am Greuthau-Parkplatz trafen. Schon auf der Herfahrt und am Parkplatz fiel auf, dass in den umliegenden, noch winterkahlen Hangwäldern einzelne hellgelbe „Flecken“ zu sehen sind. Es sind die Spitzahornbäume (Acer platanoides), die als erste noch vor dem Laubaustrieb blühen. Auch direkt am Parkplatz steht ein stattliches Exemplar dieser Art. Der Bergahorn (Acer pseudoplatanus) hat sehr ähnliche, gelbe Blüten, blüht aber etwas später und treibt gleichzeitig sein Laub aus. Am Parkplatz liegen dicke, alte Buchenstämme (Fagus sylvatica). Ihr Holz ist im Kernbereich rötlich-dunkel verfärbt. Die Ursache dieser Verfärbung ist nicht genau bekannt, sie beeinträchtigt aber die Eigenschaften des Holzes nicht, so dass es für den Möbelbau verwendet werden kann. Die entstehende unregelmäßige und kräftige Maserung ist jedoch nicht bei allen Kunden beliebt, so dass dieses Holz als weniger wertvoll gilt.
Bei durchwachsenem Wetter wanderten wir nach Süden durch das Naturschutzgebiet Greuthau, dessen Besonderheiten schon in den Berichten vom 26.7.2021 und 16.2.2020 beschrieben wurden.
Von der Hüle, die früher als Viehtränke diente, heute aber fast trocken liegt, gehen wir durch den Wald zur „Seitzhütte“. Diese 1901 erbaute Hütte wurde nach dem ehemaligen Oberförster Seitz benannt. Hier laufen mehrere große Waldwege zusammen. Sie wurden mit gleichmäßigem Gefälle angelegt, um den Zugtieren auf den Holzabfuhrwegen die Arbeit zu erleichtern. Die daneben liegende neue, größere Hütte von 1966 ist als Ausflugsziel, auch bei Schulklassen, sehr beliebt.
In der jetzt noch mit viel Licht versorgten Krautschicht des Waldes blühen zahlreiche Arten:
- Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
- Gelbes Windröschen (Anemone rapunculoides)
- Scharbockskraut (Ranunculus ficaria), junge Blätter sehr reich an Vitamin C, essbar
- Zwiebeltragende Zahnwurz (Cardamine bulbifera), trägt in den Blattachseln essbare, nach Zwiebel schmeckende Brutknöllchen
- Hohe oder Wald-Schlüsselblume (Primula elatior), traditionelle Heilpflanze
- Wechselblättriges Milzkraut (Chrysosplenium alternifolium), ähnelt auf den ersten Blick manchen Wolfsmilch-Arten (Gattung Euphorbia, Wolfsmilchgewächse), denn es hat keine Blütenkronblätter, sondern nur gelbliche Kelchblätter; es gehört aber zu den Saxifragaceae (Steinbrechgewächse) und steht nur an ziemlich feuchten, schattigen Standorten
- Wald-Veilchen (Viola reichenbachiana)
- Sauerklee (Oxalis acetosella), blüht reichlich an vielen Stellen
- Wald-Bingelkraut (Mercurialis perennis), gehört heute wie der Sauerklee zu den Oxalidaceae (früher Euphorbiaceae, Wolfsmilchgewächse), obwohl sich die beiden Arten kaum ähneln
- Gundermann (Glechoma hederacea), Blätter essbar
- Dunkles Lungenkraut (Pulmonaria obsura), Blüten wechseln ihre Farbe von rosa nach blau
- Moschuskraut (Adoxa moschatellina), kleine, sehr unscheinbare Pflanze, die zwischen den Windröschen oder dem Bärlauch schwer zu entdecken ist; als Besonderheit haben die oberen Blüten des kleinen Köpfchens vier, die seitlichen Blüten jedoch fünf Blütenblätter
Der Huflattich (Tussilago farfara) ist schon verblüht und zeigt seine Fruchtstände mit den Flugsamen, die an die Fruchtstände des Löwenzahns erinnern, aber kleiner sind. Ebenfalls verblüht ist der Seidelbast (Daphne mezereum), einer der frühesten Blüher im Wald, der manchmal schon Ende Februar blüht. Seine Früchte und die Rinde sind sehr giftig. Nach Berührungen kann es zu starken Hautreizungen und Wundheilungsstörungen kommen. Bettler nutzten früher diese Wirkung, um Mitleid zu erregen. Alle diese Pflanzen blühen früh im Jahr, damit sie ihre Fortpflanzung abschließen können, wenn sich das Blätterdach des Waldes schließt und der Waldboden stark beschattet ist.
Von der Wegmannshütte gehen wir wieder nordwärts in Richtung auf den Hohfleck. Dort sind links und rechts der Wege breite Streifen komplett abgeholzt, was für den Transport der Teile der hier geplanten fünf Windräder notwendig ist. Wir steigen auf eine der Anhöhen, wo der Wald für den Bau der Windräder bereits großflächig gerodet ist (s. Bild). Weiter nördlich erreichen wir den Gipfel des Hohfleck, der mit einer Höhe von 872 m ü. NN die höchste Erhebung der Umgebung ist und auf dem ebenfalls eine Windkraftanlage (WKA) geplant ist. Nach Angaben der Betreiberfirma Sowitec werden die WKA eine Nabenhöhe von 137 m und eine Gesamthöhe von ca. 200 m haben. Zum Vergleich: Die Bäume des hier stehenden alten Waldes sind ca. 30 m hoch.
Teile des relativ ebenen Geländes wurden früher als Ackerflächen für Lein/Flachs, Hanf und Linsen genutzt. In der Nähe finden sich auch Hügelgräber, Dolinen und Sandgruben.
Über die Seitzhütte und den Greuthau kehrten wir nach ca. 5,5 Std. und einer Wanderstrecke von 9,6 km mit ca. 240 Höhenmetern (Anstieg) zum Parkplatz zurück.