Naturkundliche Winterwanderung 2019

Zur Winterexkursion am 17. Februar hatte uns Oberforstdirektor i. R. Werner Goerlich herrlich sonniges Wetter mitgebracht. Die 17 Teilnehmer starteten wie im letzten Sommer am Eninger Freibad, wo es nach frostiger Nacht noch ziemlich kühl war. Der Aufstieg durch die Teufelsschlucht gestaltete sich anstrengend und schwierig, weil nach den reichlichen Schneefällen des Winters die Schneereste auf dem Weg zum Teil vereist und rutschig waren. Im Vergleich zur letzten Sommerwanderung fiel auf, dass in der Schlucht viele Bäume durch Sturm und Schneebruch umgestürzt oder beschädigt waren.

Auf der Hochfläche wurde es dann in der Sonne schnell wärmer. Wir wanderten über die Eninger Weide am Schafhaus vorbei nach Süden. Hier konnten wir die europäische Wasserscheide erahnen, die in Sichtweite verläuft. Das Niederschlagswasser, das westlich davon auf den Boden fällt, versickert und fließt über Echaz bzw. Erms in den Neckar, in den Rhein und schließlich in die Nordsee. Der weiter östlich auftreffende Niederschlag fließt zur Donau und ins Schwarze Meer.

Nahe dem oberen Lindenhof befindet sich die Arbachquelle kurz unter der Traufkante. Hier entdeckten wir Heckenkirschen (Lonicera xylosteum). Die Äste und Zweige dieser Sträucher wurden früher zusammengebunden und als Besen verwendet. Deshalb hießen die Heckenkirschen auch „Besensträucher“. Ein Teilnehmer berichtete, dass er hier im Hang an einem Buchenholzpolder im Sommer Alpenbock-Käfer (Rosalia alpina) beobachtet hatte. Die Larven dieser beeindruckenden blauschwarzen Käfer fressen und entwickeln sich in altem Buchenstammholz oder -stümpfen.

Immer am Trauf entlang führte uns der Weg bis zum Übersberger Hof. Unterwegs ließ uns Werner Goerlich an seinem reichen Wissen teilhaben. So lernten wir den Unterschied zwischen Fichten (Picea abies) und Douglasien (Pseudotsuga menziesii), die beide am Wegesrand stehen. Diese beiden Nadelbaumarten unterscheiden sich z. B. deutlich am Geruch ihrer Nadeln. Die Zapfen der Douglasien weisen charakteristische Merkmale auf: Anders als bei den Fichtenzapfen ragen an jeder ihrer Samenschuppen dreizipflige Deckschuppen heraus – fast könnte man meinen, dass sich winzige Mäuschen verstecken, von denen gerade noch die Schwänzchen zu erkennen sind. Auch fühlen sich die gebogenen Nadeln der Douglasien viel weicher an als die der Fichten, sie sind zudem länger.

Fichten-Monokulturen, so erklärte uns Werner, legten die Bauern früher auf ehemaligen landwirtschaftlichen Flächen an, die zu weit vom Hof entfernt lagen und die Bewirtschaftung daher unrentabel war. Wir entdeckten mehrere abgestorbene Bäume. In den abgestorbenen Fichten leben  Borkenkäfer, z. B. der Buchdrucker (Ips typographus). Seine Kotkrümel sind in den Rindenspalten sichtbar und erinnern an Bohrmehl.

Am Übersberg genossen wir am Waldrand bei angenehmen Temperaturen unser Vesper. Danach erreichten wir nach wenigen Minuten etwas weiter westlich den Mädlesfels, von wo aus sich herrliche Blicke über Eningen, Reutlingen, die Achalm und den Georgenberg boten. Auch einige Versuchsfelder des Unteren Lindenhofs waren zu erkennen. Dort wie auch auf dem Oberen Lindenhof wird landwirtschaftliche Forschung im Bereich Tier- und Pflanzenzucht für die Universität Hohenheim betrieben.

Für den Bergahorn (Acer pseudoplatanus) ist ein brauner Rand an den Knospenschuppen charakteristisch. Die Rinde von Linden (Tilia sp.) ist reich an Bastfasern. Unsere Vorfahren nutzten sie zum Beispiel für Schnürsenkel oder drehten daraus Seile.

Wilde Honigbienen bauten ihre Waben ursprünglich in hohlen alten Bäumen, wo sie vor Regen und Honigräubern geschützt waren.  Bevor die Imkerei mit Körben und Kästen üblich wurde, schlugen die Menschen Hohlräume in große Bäume, um so schwärmende Bienenvölker anzusiedeln und später die Waben leichter finden und den Honig ernten zu können (Zeidlerei bzw. Waldimkerei).

 Auf dem Rückweg teilte sich die Gruppe auf. Ein Teil der Gruppe ging auf gleichem Weg zum Parkplatz an der Eninger Weide zurück. Der größere Teil der Gruppe bevorzugte eine andere Route, die am Schafhausberg Richtung Westen führte, vorbei an einem großen Erdbeerfeld. Über den Geißberg stiegen wir ins Obtal hinab und vorbei an den schönen Eninger Streuobstwiesen erreichten wir nach gut 13 km und 380 Höhenmetern wieder das Freibad.