
Leserbrief zur Windenergie
Betrifft Leserbrief aus GEA: „Es geht um Lebensqualität“ von Rainer B. vom 20.4.2024
Dieser Leserbrief wurde vom GEA nicht veröffentlicht
Immer wieder werden Proteste gegen Windräder laut. Ich möchte Windkraftgegner, wie den Schreiber des Leserbriefs, fragen: „Wo kommt der Strom her, den Sie verbrauchen?“ Wenn er aus dem öffentlichen Netz stammt, dann wurde er zu rund 50 % mit der Verbrennung von Kohle und Gas erzeugt. Gäbe es keine Windenergie, dann käme unser öffentlicher Strom sogar noch zu rund 75% aus fossilen Brennstoffen. Wollen Sie wirklich, dass noch immer so große CO2-Mengen in die Luft gelangen?
Windkraftgegner empfinden den Blick auf Windräder als einen Verlust ihrer Lebensqualität. Doch was sollen die Menschen sagen, die in der Umgebung von Kohle- oder Gaskraftwerken leben? Sie müssen den Anblick von hässlichen Betonklötzen ertragen, weil alle Menschen in Deutschland, auch die Windkraftgegner, Strom verbrauchen.
In dem Leserbrief wird der Werteverlust der eigenen Immobilie beklagt. Doch wie groß ist der Werteverlust für unsere Kinder und Enkel, wenn die Klimaerwärmung ungebremst voranschreitet? Den Gegnern von Windkraft entgeht bei einem Hausverkauf vielleicht etwas Geld, sollte es in Sichtweite von Windrädern stehen. Bei unseren Nachkommen geht es aber um den Verlust eines angstfreien Lebens. Wenn die Durchschnittstemperaturen weiter steigen, dann drohen ständig Wetterkatastrophen, die auf einen Schlag alles vernichten können, was sie besitzen.
Gleichzeitig müssen sie sich Sorgen um ihr Trinkwasser und ihre Nahrung machen, denn wenn die Erwärmung mit langen Trocken- oder Niederschlagsphase verbunden ist, dann nehmen Missernten zu. Entweder, weil die Früchte auf den Feldern vertrocknen oder weil sie verfaulen. Sind die Niederschläge so hoch, dass es zu Überflutungen kommt, was in den letzten Jahren immer häufiger vorkommt, dann ist alles vernichtet. Da diese Entwicklung weltweit zu beobachten ist, ist die Ernährung weltweit in Gefahr.
Unsere Nachfahren werden dann kein Verständnis dafür haben, dass ihre Eltern und Großeltern nicht alles Mögliche getan haben, um die Klimaerwärmung zu bremsen, nur, weil sie den Anblick von Windkraftanlagen als unschön empfanden. Das ist sowieso Ansichtssache.
Auf mich zum Beispiel wirken Windräder majestätisch und beruhigend. Ruhig und beständig drehen die Rotoren ihre Kreise in großer Höhe und liefern uns dabei den Strom, der uns das Leben erleichtert. Windräder sind für mich ein Symbol für Fortschritt und Engagement, für das Gegenteil von Passivität und Nichtstun. Nur mit ihrer Hilfe kann es gelingen, die Klimaerwärmung zu bremsen.
Und was die Kosten der Windenergie betrifft, die manche beklagen, sie sind um ein Vielfaches niedriger als die Zerstörungen, die von Wetterkatastrophen verursacht werden.
Unseren Eltern war es wichtig, dass es uns einmal besser geht als ihnen. Dafür haben sie alles getan, was in ihrer Macht stand. Es ist ihnen gelungen.
Heute müssen wir für unsere Nachkommen alles tun, damit es ihnen nicht schlechter geht als uns. Das gelingt nur durch den schnellen Ausbau der erneuerbaren Energien, damit fossile Energien so schnell wie möglich aus unserem Leben verschwinden.
Ulrike Selje, Reutlingen
[Wir möchten die Leserbriefe von Ulrike Selje, Mitglied des BUND, veröffentlichen. Sie können sich im Wortlaut von den in der Zeitung veröffentlichten Leserbriefen leicht unterscheiden.
Grund: Die Texte, die Ulrike Selje an die Zeitung geschickt hat, wurden von der Redaktion überarbeitet. Dadurch unterscheidet sich der Wortlaut der Originaltexte von den veröffentlichten Leserbriefen. Der Inhalt ist dabei gleichgeblieben. Da uns nur die Texte von Ulrike Selje als Datei vorliegen, müssten wir, um hier den genauen Wortlaut der Leserbriefe aus der Zeitung wiederzugeben, alle Artikel Wort für Wort abtippen. Da sich dadurch am Inhalt nichts ändert, haben wir uns entschieden, hier die Originaltexte von Ulrike Selje einzufügen.]